Die Cellistin Marie-Elisabeth Hecker ist uns bei einer Schubertiade der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern wegen ihres natürlichen und beseelten Spiels aufgefallen (damals u.a. beim Schubert-Quintett zusammen mit dem Armida Quartett). Über das Cello sagt sie: „Für mich ist es das vielfältigste Instrument .... Man kann es sehr natürlich spielen, man muss sich dabei nicht verrenken.“ Den internationalen Durchbruch bescherte ihr der sensationelle Erfolg beim Rostropowitsch-Wettbewerb 2005 in Paris: Dort gewann sie – erstmals in der Geschichte dieses Cellowettbewerbes – sowohl den ersten Preis als auch zwei Sonderpreise. Regelmäßig musiziert sie mit Ihrem Ehemann Martin Helmchen, einem der gefragtesten Pianisten, der seit Jahrzehnten auf den wichtigsten Podien der Welt konzertiert. 2001 gewann er den Concours Clara Haskil. Eine reiche Diskographie hat er bereits vorgelegt mit hochgelobten und reichlich mit Preisen ausgezeichneten Aufnahmen, auch mit seiner Frau (und auch mit der Geigerin Alissa Margulis).
Ein russisches Programm werden wir am 28. April 2024 um 18.00 Uhr erleben mit Werken vom Anfang des 20. Jahrhundert, geschrieben in einem Zeitraum von nur gut 30 Jahren, doch mit jeweils komplett unterschiedlichem kompositorischem Zugang.
Igor Strawinsky wechselte seinen Kompositionsstil in schier atemloser Geschwindigkeit (damit Pablo Picasso nicht unähnlich). Nach seinen expressionistischen Balletten, von denen der „Sacre“ 1913 den Gipfel kompromisslos „brutaler“ Modernität darstellte, wandte sich Strawinsky mit seinem Ballett „Pulcinella“ 1920 dem „Neoklassizismus“ zu. Barock-Musik, größtenteils von Pergolesi, diente als Basis dafür. Das Klangbild wurde leicht, durchsichtig und hell, durchzogen von feiner Ironie. 1930 formte Strawinsky aus einigen Sätzen dieses Balletts die „Suite italienne“ für Cello und Klavier (Gregor Piatigorsky richtete ihm dabei die virtuose Cellostimme ein). Erst später folgte die heute vielgespielte Fassung für Violine und Klavier.
Im Gegensatz dazu setzt Dmitri Schostakowitsch in seiner frühen Sonate d-Moll op. 40 ganz auf die klassisch-romantische Formtradition. Doch blitzt immer wieder der „echte“ Schostakowitsch auf mit fahlen Pizzicati, hämmernden Ostinati und mechanischen Oktaven im Klavier. Eine Sonate von kantabler Schönheit aber auch von bitterem Sarkasmus, geschrieben 1934, noch bevor Schostakowitsch 1936 nach Stalins berüchtigtem Prawda-Artikel „Chaos statt Musik“ zum verfemten Komponisten wurde.
Noch ganz in der Tradition des 19. Jahrhunderts, in der Nachfolge von Chopin, Liszt und Tschaikowski steht Sergej Rachmaninows Cello-Sonate in g-Moll op. 19 aus dem Jahr 1901. Man hört eine klassisch viersätzige Sonate von ausufernder Melodienseligkeit mit schwelgerischen Cellokantilenen und virtuosen Klangfluten des Klaviers. Nicht um spiel- und satztechnische Neuerungen ging es dem Komponisten dabei, sondern um Erfolg beim Publikum – und der ist diesem schwärmerischen Werk bis heute treu geblieben. (Auch dieses Programm wird BR-Klassik aufzeichnen.)