Die Zahl der jungen fabelhaften Streichquartette ist schier unabsehbar. Immer wieder sticht aber ein Ensemble heraus, das uns restlos begeistert. Das 2019 in Berlin gegründete Leonkoro Quartett gehört zu diesen besonderen Ensembles. Technisch auf höchstem Niveau überzeugt das Quartett durch eine ungewöhnliche Durchsichtigkeit in der Gestaltung der Werke. Sonja Simmenauer, deren Impresariat die jungen Musiker betreut, schreibt: „Es ist und bleibt eine Seltenheit, dass sich vier junge Menschen zusammentun und in der gemeinsamen Streichquartett-Arbeit ein Gefühl der Notwendigkeit für diese Königsklasse der Kammermusik entwickeln.
Das Leonkoro Quartett hat das in atemberaubender Zeit vollbracht.“

Am 18. Oktober 2024 werden wir die Leonkoros mit einem erlesenen Programm hören. Josef Haydn gilt als Vater des Streichquartetts. Von seinen achtundsechzig Quartetten – jedes einzelne eine individuelle hochkarätige Komposition – wird in öffentlichen Konzerten bedauerlicherweise nur eine Handvoll gespielt. Op. 50/5 in F-Dur ist eines der raren Werke. Es gehört zu den „Preussischen Quartetten“ aus Haydns mittlerer Schaffenszeit. Sein „Stimmungszauber der heraufdämmernden Romantik“ (Renner) hat ihm den Beinamen „Der Traum“ eingebracht.

Eines der bedeutendsten Quartette des frühen 20. Jahrhunderts ist Alban Bergs „Lyrische Suite“ von 1925/26, ein Werk von subtilster kompositorischer Arbeit. Bei aller konstruktiver Autonomie verbirgt sich dahinter ein autobiographischer Bezug: Bergs verbotene Liebesaffäre zu einer Industriellengattin aus Prag. Alban Berg war ein genuiner Musikdramatiker, und so handelt es sich bei der lyrischen Suite um eine „latente Oper“ (Adorno), was bei einem Streichquartett zunächst überrascht.

Felix Mendelssohn ließ seinen ersten beiden genialen Streichquartetten (op. 12, op. 13), die er mit zwanzig Jahren geschrieben hatte, drei ausladende, besonders für die 1. Geige technisch anspruchsvolle Quartette (op. 44) folgen. Das mittlere in e-Moll wird abschließend erklingen. Der erste Satz lässt schon Mendelssohns Violinkonzert vorausahnen. Der 2. Satz, ein hurtig dahineilendes Scherzo, erinnert an die „Sommernachtstraummusik“, das Andante im 3. Satz ist ein bewegendes „Lied ohne Worte“, und das finale Presto agitato ist voller rhythmischer Finessen.

Dr. Harald Roth
Fr 18.10.2024 20.00 Uhr

Leonkoro Quartet Streichquartett

  • Josef Haydn
    Streichquartett F-Dur op. 50/5 „Der Traum“
  • Alban Berg
    Lyrische Suite für Streichquartett
  • Felix Mendelssohn-Bartholdy
    Streichquartett Nr. 4 e-Moll op. 44/2

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